Plötzliche Stille

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In den letzten Jahren konnte ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis immer mal wieder, plötzliche Funkstille beobachten. Teilweise ging erst reger Kontakt der betroffenen Personen, einvernehmlich in stilles Schweigen über. So das zum Schluss, von einst guten Freunden nur noch Fremde übrigblieben. Alles schön und gut, wenn dieses Schweigen beide Seiten verstehen und akzeptieren können. Doch wenn das nur einseitig der Fall ist und augenscheinlich aus „heiterem Himmel“ geschieht, kann sich das für eine der betroffenen Personen zu einem Problem entwickeln. Denn im Raum bleibt die stetige Frage nach dem „Warum?“ …

Ich schreibe darüber, weil mir vor ein paar Wochen etwas ähnliches passiert ist und zwischen einem Menschen, den ich sehr lieb gewonnen hatte und mir nun Stille ist. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie man einen „plötzlichen Kontaktabbruch“ verstehen und letztlich damit umgehen kann.

Denn wie ich schon einmal geschrieben habe, ist der Mensch ein Wesen das verstehen muss um umgehen zu können. Dazu bedarf es, Kommunikation. Diese Art zu Schweigen, ist auch eine Form der Kommunikation. Wenn auch zugegeben, eine ziemlich beschissene! Denn so bleibt immer ein Teil ungeklärt.

Das man im ersten Moment vielleicht geschockt, oder traurig ist, ist denke ich normal.  So ein „plötzlicher Kontaktabbruch“, ist wie jeder Abschied ein kleiner Tod und kann sehr schmerzhaft sein. Vor allem wenn so viel ungeklärtes im Raum steht. Und gerade weil soviel ungeklärt ist, ist so ein Abschied einer der bewegt.

So etwas passiert nicht aus „heiterem Himmel“ so viel ist hier schon mal klar. Auslöser für solch Situationen können aber leider Kleinigkeiten sein. In meiner Situation, ist der vermeintliche Auslöser einer, der vielleicht im Kindergarten gezählt hätte. Aber ich denke, es geht nicht mal so sehr um den Auslöser an sich, viel mehr (und hier ist zuerkennen) steht dahinter oftmals ein langer Prozess.

Natürlich gibt es an dieser Stelle jetzt Solche, die behaupten werden, man müsse sich nur mal gemeinsam an einen Tisch setzen und den vermeintlichen Konflikt besprechen. – Doch dazu gehören immer zwei!

Solche werden auch sagen, man sollte beharrlich bleiben und eine Antwort auf die ungeklärten Fragen einfordern.- Ich halte das für wenig Sinnvoll, denn egal wie beharrlich und penetrant man der Sache nachgeht, man wird so schnell keine Antworten bekommen! Im Gegenteil, ich glaube man entfernt sich noch weiter von einander.

Ich glaube, oftmals wissen die „Abbrecher“ selbst keine plausible Antwort für ihre Schweigsamkeit. Ich denke auch, dass jene, die abbrechen Stückweit genau so unter dieser Situation leiden, wie die die verlassen wurden.

Woher ich meine das zu wissen?

Naja, ich selbst bin auch nicht „Mutter Theresa“! Ich musste zwar etwas in den dunklen Gefilden meiner Selbst wühlen, doch ich habe schließlich, bei all` den großen und kleinen Dingen in meinem Leben, die mich zu dem machen, wer ich letzten Endes bin, eine Episode gefunden in der ich selbst ein „Abbrecher“ war.

Das ganze liegt jetzt schon mehr als 10 Jahre zurück. Und bis heute kann ich keine direkte Antwort auf das „Warum?“ finden. Nicht weil ich darauf keine Antwort geben will – nein, ich kann einfach nicht! Es gab da keinen besonderen Grund. Ich kann nur sagen, das es nichts mit der Person an sich zutun hatte. Wenn ich heute an sie denke, schmerzt es immernoch. Und dennoch haben wir uns im Schweigen verloren. Übriggeblieben sind ab und an, ein „Hallo“ wenn wir uns zufällig auf der Straße begegnen, oder Grüße, die wir über Dritte ausrichten lassen.

Warum wir uns nicht einfach wieder annähern?

Keine Ahnung. Ich glaube da ist einfach zu viel Platz dazwischen.

Dieser Prozess, den ich eben angeschnitten habe, ist vielleicht auch gleichzusetzen mit dem persönlichen Wachstum. Was ich genau damit meine:

Alles was wir Tag für Tag erleben, lässt uns wachsen. Wir wachsen stetig, nur in unterschiedlichen Temporären. Manchmal lernen wir Menschen kennen, die mit uns gemeinsam in dieselbe Richtung wachsen. Die unser Tempo halten können. Diese Menschen begleiten unseren Weg ein Stück. Wie weit diese uns begleiten, hängt immer davon ab, wie lange man im selben Tempo schreitet und ob man bereit ist, wenn man merkt das die plattgelatschten Füße des Anderen müde sind, auf jenen zu warten und eine Rast einzulegen.

Entscheidend ist auch, wenn man eine Weggabelung erreicht,  welche Richtung man einschlägt. Entwickelt man sich in die Selbige oder entfernt man sich auf Dauer.

Um letzteres heraus zu finden, benötigt man vor allem Zeit. Zum einen, Zeit die man dem anderen einräumt, den inneren Konflikt zu lichten und den eigenen Weg zu finden. Zum anderen, Zeit für sich, um zu verstehen und vielleicht einen neuen Weg auszuprobieren. Das bedeutet ja nicht, das sich die Wege nicht mehr kreuzen können.

Vielleicht zeigt uns die Zeit auch, das alles gut ist, wie es ist. Das sich alles genau so entwickeln sollte, um wieder Raum für Neues zu schaffen.

Wie auch so vieles im Leben, so denke ich, ist nichts wirklich endlich, ausgenommen ist natürlich der Tod. Ansonsten gibt es eine Millionen Möglichkeiten um ans Ziel zu kommen. Auf diesem Weg werden uns viele ein Stückweit begleiten, aber am Ende geht ihn jeder für sich!

Ich für meinen Teil kann jetzt schon sagen, egal wie sich alles irgendwann mal fügen wird: Es war schön das Du mich ein Stück auf meinem Weg begleitet hast!

Veröffentlicht am 4. Januar 2015 in Gedankenkammer und mit , , , , , , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 6 Kommentare.

  1. Wer kennt das nicht? Ich glaube, dass es diese Funkstillen in jedem Leben gibt. Und die haben bestimmt immer einen guten Grund. Vielleicht würde man sich sonst irgendwann zerfleischen, vielleicht würde man sich sonst plötzlich hassen, vielleicht würden unendlich viel schlimmere Dinge passieren, als nur eine Funkstille. Von daher ist die Stille manchmal der beste Weg, etwas auszuschleichen. Wenn es sein soll, wird es sich auch wieder einschleichen. Und sonst sollte es einfach nicht sein. Schicksal! 🙂

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  2. Ich denke, unterschiedliche Entwicklungen ist meist der beste Ansatzpunkt.

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  3. Immer interessierter habe ich Deinen Beitrag gelesen. Vielleicht aus dem Grund, weil ich selber auch schon einige Male ein Abbrecher war, und wie Du schreibst, war mir zum den Zeitpunkt nicht immer klar, was eigentlich wirklich los war.Das hat sich für mich meist erst später geklärt,in der Stille. Ich könnte dies auch nicht mit der betreffenden Person direkt am Tisch ausdiskutieren. Ich weiß auch, dass die eigentlich Ursache ich selber bin und da kann ich klären und ändern. Und ich habe das Abbrechen auch teilweise wieder rückgängig gemacht, und es war dann ein guter Neubeginn. Liebe Grüße Marlies

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  4. Monika-Maria Ehliah

    … also ich empfinde es auch so – dass der persönliche Entwicklungsprozess
    eine gewichtige Rolle spielt …
    das ist meine Erfahrung…
    Segen!
    M.M.

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  5. Letztlich gab es mit der Dame ja diese Geschichte, als sie meinte, ich sei „zuviel“. Das ist neben der unterschiedlichen Entwicklung bestimmt auch ein Ansatz.
    Wir waren bis zu diesem Punkt eine heftig schwere Zeit (alle beide eine Krise) sehr eng zusammen gegangen, waren neben unserer Freundschaft auch Uebungspartner.
    Plötzlich ein Bruch. Ich könnte ihn spüren. Das war wohl der Moment, in dem eine von uns das Tempo gewechselt hat. Doch mit sprechen haben wir das gewandelt. Jetzt sehen wir uns bedeutend seltener, doch sind uns immer noch gute Freundinnen. Wir sind weniger „zwei in eins“. Und das ist ganz angenehm. Für beide.

    Einen schönen Abend,
    Silvia Meerbothe

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